Portrait Bjoern Krueger

Foto: Andreas Fischer

Björn Krüger ist stellvertretender und künstlerischer Leiter des KulturKinderGartens Wuppertal und war vom Beginn an am Aufbau beteiligt. Er ist Musiker, Komponist, Mitbegründer des „Kulturcampus Wuppertal“ und wurde als Musikpädagoge und Initiator zahlreicher Projekte mehrfach ausgezeichnet (u. a. den Jugendkulturpreis NRW mit dem „European Poetry Orchestra“).

1. Warum ist „Kulturelle Bildung von Anfang an“ so wichtig?

Kulturelle Bildung schafft Möglichkeitsräume und bietet wunderbare Gelegenheiten, sich als selbstwirksam zu erleben. Wir begegnen uns in künstlerisch-kreativen Angeboten wertfrei – es gibt kein „richtig“ und „falsch“. Der Prozess und das Ausprobieren stehen im Vordergrund. Zudem bieten solche Erfahrungen auch Anlässe zur Demokratieförderung, denn es geht in der kulturellen Bildung – nicht nur im Elementarbereich – auch immer um das „Miteinander“. Wir im KulturKinderGarten sagen uns stets: Wir arbeiten mit den kleinen Menschen, die in 25 Jahren die nächste Elterngeneration sind. Mit diesem Bild vor Augen sehe ich der Zukunft sehr positiv entgegen, denn wir alle hier im Haus leben dieses bunte Miteinander gemeinsam Tag für Tag. Das ist unser Fokus, unsere Verantwortung und der Antrieb unserer Arbeit. Und: Künstlerisch-kreative Angebote sind in unserem Haus keine „heiligen Kühe“, die einmal wöchentlich stattfinden, sondern ganz einfach Teil des Alltags unserer Kinder.

2. Welche Rahmenbedingungen braucht es für ein gutes und vielfältiges Angebot kultureller Bildung in Kindertageseinrichtungen?
Worauf kommt es besonders an?

Wir brauchen Überzeugungstäter*innen an unserer Seite. Das schließt nicht allein unsere Trägerinstitutionen, unsere Kooperationspartner*innen oder Fördergeber*innen ein. Wir brauchen stete Lobbyarbeit im Sinne der kulturellen Bildung. Der KulturKinderGarten ist Mitglied im Netzwerk frühkindliche kulturelle Bildung (NFKB), welches seit einigen Jahren bundesweit agiert. Wir sehen, dass sich etwas tut, weil viele gemeinsam an einem Strang ziehen. Das fühlt sich gut an. Aber: Vor allem anderen brauchen wir im Elementarbereich grundsätzliche Planungssicherheiten. Die Berichterstattung über Themen wie den akuten Fachkräftemangel, Unterfinanzierung oder Betreuungsengpässe in vielen Kitas ist mittlerweile leider an der Tagesordnung. Bindung ist nach unserem Verständnis die Grundlage von Bildung, d.h., erst wenn die Kinder sich sicher und angenommen fühlen, sind sie auch bereit, zu explorieren und sich auch künstlerisch auszuprobieren. Umso wichtiger, dass wir uns als Anwälte der Kinder verstehen und auf die Einhaltung der Kinderrechte achten und pochen! Das schließt selbstredend auch das Recht auf kulturelle Bildung ein.

3. Welche Partner sind an dieser Stelle von Bedeutung und sollten mit ins Boot geholt werden?

Ich bin davon überzeugt, dass unabhängig von der Institution und/oder der Funktion vor allem die grundsätzliche Haltung die wichtigste Rolle spielt. Es gibt leider immer noch Kulturorte, die eher den „Aufbau von unten“ oder das „Publikum von morgen“ im Blick haben anstatt die Jüngsten als „Publikum und Kulturschaffende von heute“ wahrzunehmen. Erst wenn ein solcher Dialog auch wirklich auf Augenhöhe stattfindet, kommt es zu den „magischen Momenten“ und zu den Initialzündungen, die wir uns alle wünschen. Unsere Kooperation mit dem Sinfonieorchester Wuppertal ist da ein gutes Beispiel: Wenn unsere Familien in die Historische Stadthalle zum Familienkonzert gehen, werden sie dort von der Geigerin begrüßt und zum Platz gebracht, die unsere Kinder auch aus dem gemeinsamen Morgenkreis kennen. „Hallo Adelheid!“ schallt es dann aus der ersten Reihe hoch auf die Orchesterbühne. Auf diese Art fühlen sich schon die Kleinsten gesehen und wertgeschätzt.

4. Sie sind als Vertreter der Freien Kulturszene in Wuppertal beteiligt an der Umsetzung des Kommunalen Gesamtkonzeptes für kulturelle Bildung. Welche Erfahrungen würden Sie interessierten Kolleg*innen aus anderen Städten mit auf den Weg geben?

Das Besondere in Wuppertal war in diesem Kontext, dass der ursprüngliche Impuls für das Gesamtkonzept aus der freien Szene kam. Wir konnten gemeinsam mit der Stadt schon einiges bewegen, vieles ist aber noch zu tun. Viele Kreative in der kulturellen Bildung kochen oft ihr „eigenes Süppchen“. Alle am Prozess Beteiligten zu vereinen und in den Austausch zu bringen erfordert daher viel Kraft und Zeit. Wir Wuppertaler haben dies durch Netzwerktreffen, ressortübergreifende Steuerungsgruppen und weitere Aktionen und Veranstaltungen in Angriff genommen. Wir sind auf dem Weg. Es lohnt sich!

5. Was begeistert Sie an Ihrer Arbeit am meisten?

Meine Arbeit im KulturKinderGarten gehört zum wertvollsten und sinnhaftesten meines bisherigen Lebens.


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