Laut-Stark: Landes-Schultheater-Treffen Maulheld*innen 2025
Das Landes-Schultheater-Treffen Maulheld*innen fand in diesem Jahr vom 27. bis 30. Mai im COMEDIA Theater statt. Von einer Jury ausgewählt und mit einer Einladung geehrt wurden vier Gruppen mit ihren Eigenproduktionen:
1. Theater-AG Klasse 7-10 des Carl-Humann-Gymnasiums aus Essen mit „Der Nutella“
Nichts weniger als die Spaltung der Gesellschaft wurde von der Theater-AG des Carl-Humann-Gymnasiums in Essen verhandelt. Lebendig, bildhaft und hoch energetisch gingen die Schüler*innen der Frage nach der Glaubhaftigkeit digitaler Medien bei der Meinungsbildung zwischen politischen Lagern und so manchen Dilemmata nach: Wem darf man mehr glauben, dem Spaghetti-Monster oder Gott?
2. Theater-AG Klasse 6 Goethe-Gymnasium Düsseldorf mit „Unboxed emotions – Oder einfach Jo“
Die Theater-AG nahm die Zuschauenden auf ihre Forschungsreise ins Land der Pubertät mit und setzte hierzu nicht nur eine E-Gitarre, das Klavier, sondern auch akrobatische Bewegungselemente und den Auf- und Abbau von „Emotionsboxen“ ein. Das sorgenvolle Zwiegespräch mit den engsten Vertrauten -lebensgroßen Kuscheltieren- hätte die Zerrissenheit dieser Übergangsphase zwischen „Martinszug und Halloween“ kaum berührender darstellen können.
3. DG-Kurse 7 und 9 mit dem Chor der Martin-Luther-King Gesamtschule Marl mit „Einmal Zukunft und Zurück“ Das Stück „Einmal Zukunft und zurück“ der Martin-Luther-King Gesamtschule aus Marl spielte zur Eröffnung und beeindruckte die Zuschauenden mit der Größe des Ensembles. Im Wechselspiel diskutierten die Schüler*innen, wie sie sich ihre Zukunft vorstellten, reisten in die Zukunft und zurück. Das Zusammenspiel der über dreißig Schüler*innen bestehend aus Chor und Darstellen-/ Gestalten-Kurse betonte dabei das emotionale Auf und Ab zwischen Fernweh, Heimweh, Sorge und Hoffnung kraftvoll.
4. Theater-AG poco*mania des Marie-Curie-Gymnasiums Neuss mit „bei aller Liebe“
Souverän und mit Eigenzwinkern inszenierten die Gruppe poco*mania aus Neuss das persönliche Thema der großen Liebe, indem sie geschickt mit einer Handkamera das erwachsene und das jugendliche Ich miteinander in den Dialog treten ließen. Dabei scheuten sie auch nicht, das Publikum mit einzubeziehen und zum Erfahrungsaustausch in Sachen „Wo hast du deine große Liebe kennen gelernt?“ einzuladen.
Neben den Stücken der eingeladenen Gruppen standen auch das Stück „Concord Floral“ der Gastgeber, des Theaterkurses des Albertus-Magnus-Gymnasiums und die performative Jugendproduktion „Draußen“ des COMEDIA Theaters auf dem Programm.
Die Inszenierungen machten dem Motto „Laut Stark“ des diesjährigen Festivals alle Ehre. Zur Eröffnung gratulierte unter anderem Ministerin Ina Brandes vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft und die Kulturdezernentin der Stadt Köln. Selbstbewusst und mutig verhandelten die jungen Schauspielenden auf der Bühne anspruchsvolle Themen wie die Spaltung der Gesellschaft, die Suche nach der großen Liebe in digitalen Zeiten und die emotionalen Umbrüche von der Kindheit zur Jugend. Auch vor Fragen nach der eigenen Zukunft in gesellschaftlich unruhigen Zeiten, nach ungewissen Aussicht auf ein sicheres Leben als Erwachsene*r schreckten sie nicht zurück.
Das Besondere an diesem Festival war wieder einmal die Authentizität der Spieler*innen, die Spielfreude und Feinfühligkeit, mit der sie die sozialen, philosophischen und politischen Themen aus ihrer Perspektive für das Publikum sichtbar und spürbar machten. Bemerkenswert war ebenfalls, wie es allen Gruppen gelang, ihren eigenen künstlerischen Zugang zur theatralen Umsetzung zu bringen: sei es im Wechselspiel von Spielenden und Chor, im Gespräch mit der Kamera oder dem Publikum, dem eigenen Ich und dem Stofftier als engsten Vertrauten.
Doch es wurde nicht nur geschaut und gespielt. Das Festival gab allen Teilnehmenden Lehrkräften und Schüler*innen viel Raum für den fachlichen Austausch über die Stücke und bot praktische Workshops zur Erweiterung der eigenen Fähigkeiten an. Der Landesverband Theater in Schule NRW, e.V. begleitete das Festival zudem mit einer Fortbildung in Form moderierter Nachgespräche im kollegial-fachlichen Austausch.
Höhepunkt des Festivals war neben der Abschlussparty sicherlich von allen Teilnehmenden gestaltete performative Stadthappening. Es mündete in einen kleinen Demonstrationszug der den Schüler*innen ermöglichte, ihre Meinung zur Gestaltung des zukünftigen Zusammenlebens in einer von unterschiedlichsten Herausforderungen geprägten Gesellschaft zu äußern.
Das Festival endete mit großem Jubel für die einzelnen Produktionen, die die Teilnehmenden im „Rückspiel“ zweier theatraler Reporter*innen, den Maulwerker*innen und in einer Graphic Novel noch einmal Revue passieren lassen konnten.