
Foto: Ingrid Hagenheinrich
Dr. Thomas Wachtendorf ist seit August geschäftsführender Bildungsreferent der Landesarbeitsgemeinschaft Kulturpädagogische Dienste/Jugendkunstschulen (LDK). Vorher war er u. a. zehn Jahre lang Geschäftsführer des Bürgerzentrums Alter Schlachthof.
1. Wie hast du deinen Einstieg in die LKD erlebt?
Sehr gut. Ich wurde freundlich und herzlich aufgenommen und insofern ich noch ein halbes Jahr von meinem Vorgänger eingearbeitet wurde, ging der Übergang auch recht gut.
2. Welche Herausforderungen und Chancen siehst du aktuell für die LKD?
Die LKD steht, wie alle Verbände und Vereine der Zivilgesellschaft, meiner Einschätzung nach derzeit vor einer klassischen und einer neuen Herausforderung. Die klassische betrifft die üblichen Finanz- und Strukturfragen, was ja beides immer prekär ist. Die neue besteht in einer zunehmenden beispiellosen Infragestellung der Zivilgesellschaft insgesamt durch uninformierte neurechte oder patriotische oder nationalistische Parteien und Gruppierungen. Die Chancen dieser Herausforderungen bestehen in der Hoffnung auf eine Möglichkeit, in beiden Aspekten gestaltend positiv einwirken zu können.
3. Welche Aspekte kultureller Bildung sind dir in deiner Arbeit besonders wichtig?
Es ist seit jeher der Traum (insbesondere der Aufklärung), dass Bildung den Menschen forme, eben bilde. Insofern aktuell Bildung zumeist aber nur noch als Ausbildung aufscheint, ist zwar nicht dieser Traum ausgeträumt, wohl aber dessen tatsächliche Realisation. Kulturelle Bildung jedoch verspricht sozusagen noch Hoffnung, weil sie, da sie auf kulturelle Praktiken bezogen ist, den Menschen und seine Situiertheit im Blick hat.
4. Welche gesellschaftliche Bedeutung hat kulturelle Bildung für dich?
Kulturelle Bildung ist ja mehr als nur (curriculare) Ausbildung. Und insofern sie „kulturell“ ist, bezieht sie sich umfassend auf das individuelle Handeln und die Praktiken des Zusammenlebens. In einer Zeit, in der dieses Zusammenleben aus verschiedenen Gründen verstärkt durch verschiedene Polarisierungen erschwert wird, kann kulturelle Bildung dem entgegenwirken, da sie auch Aspekte der politischen, demokratischen und Allgemeinbildung umfasst. Indem sie einzelnen hilft, sich selbst und sich selbst in der Gesellschaft besser zu verstehen, kann sie zu mehr Verständnis füreinander und insofern zu einer besseren und friedlicheren Gesellschaft beitragen.
5. Welche Rolle spielt die Zusammenarbeit mit der Arbeitsstelle für dich?
Die Arbeitsstelle erreicht durch ihre Spezialisierung ganz andere Zielgruppen und dies auch noch in der Breite. Ziel sollte es ja sein, kulturelle Bildung insgesamt zu befördern. Wenn jeder Fachverband dies für seine jeweilige Mitgliedschaft tut, kann die Arbeitsstelle dies sozusagen im Allgemeinen.