Portraits_Interviews

Dennis Buss ist Workshopdozent, Rapper, Fußballfan und leitet ein Tonstudio in Gronau. Für seine Musikprojekte wurde er schon mehrfach ausgezeichnet. Er betreut Bildungseinrichtungen, leitet Workshops in kulturellen Einrichtungen, in Jugendzentren, in Kliniken oder als Teambuilding-Maßnahmen für Unternehmen.

1. Wie bist du Pate für „Schule gegen Rassismus“ geworden?

Seit 2017 bin ich nun schon Pate für “Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage” an dem Werner-von-Siemens Gymnasium, hier bei mir vor Ort in Gronau. Eine weitere Förderschule aus Gelsenkirchen soll schon bald folgen. Damals spürten die Schüler*innen am Gymnasium in Gronau schon eine “rechte Strömung” und wollten dem entgegenwirken. Ich selbst war ehemaliger Schüler dieser Schule und zur damaligen Zeit, als “Vor-Act” von Udo Lindenberg unterwegs und war ebenfalls in den ersten Zügen meiner “Workshop”-Tätigkeit.

Beides hat die damalige Schüler*innen-Vertretung (liebe Grüße an Stefania) zum Anlass genommen, auf mich zuzugehen und mich zu fragen – für mich eine Selbstverständlichkeit! ABER: Ich wollte nicht nur einfach “mein Gesicht” hinhalten für die “Plakette an der Wand” – Ich wollte etwas bewirken! Und seit 2017 fahre ich nun mindestens einmal im Jahr zu dieser Schule und halte einen 3-tägigen Workshop zum Thema: Rap gegen Rechts!

2. Gibt es für dich eine Verbindung zwischen kultureller Bildung, Fußball und Fan-Sein?

Meiner Meinung nach, gehört Fußball ein Stückweit zur europäischen Kultur und dazu gehört nicht nur der Sport, sondern auch alles drum herum: Auch das “Fan-Sein”. Wenn man so möchte, hat ja jeder Verein, seine ganz eigene Kultur, Bräuche und Lieder.

Ich persönlich habe das große Glück gehabt, den offiziellen Kulturbeitrag zur UEFA EURO 2024 für die Stadt Gelsenkirchen singen zu dürfen. Hier haben wir eigentlich genau DAS ALLES vereint: Wir waren mit dem Song in dem Kinderhospiz “Arche Noah”, haben dort Musik gemacht, sind mit den Menschen ins Gespräch gekommen und haben über den Fußball und der Musik ein Lied und vor allem ein Musikvideo erschaffen, dass genau das alles eint: Liebe zur Stadt, dem Fußball, der Kultur und das alles in Verbindung mit der kulturellen Bildung in der “Arche Noah”. Ich bekomme noch immer Gänsehaut, wenn ich an diese Zeit zurückdenke.

3. Das Musikprojekt “Rap gegen Rechts” hat eine Auszeichnung erhalten. Welche Möglichkeiten bietet kulturelle Bildung aus deiner Sicht für Demokratiestärkung?

Hier bin ich besonders stolz, dass wir in diesem Jahr die “Ernst Alexander Auszeichnung” von Schalke 04 erhalten haben. Es ist natürlich eine unglaubliche Wertschätzung für meine Arbeitt. Viel wichtiger ist aber, dass die Jugendlichen wertgeschätzt werden, die solch ein Projekt auf die Beine gestellt haben!(An dieser Stelle ein großes Danke an den Lehrer Christian Fischer vom Max-Planck-Gymnasium Buer, der sich für dieses Projekt stark gemacht hat!)

15 Jugendliche, sechs Sprachen, ein Mix aus “Regel- und Inklusionsklassen” im Alter von 11 bis 18 Jahren. Alle ohne musikalische Vorerfahrung, aber alle mit dem gleichen Ziel: Demokratiestärkung und ein klares Zeichen gegen Rassismus setzen. Meiner Meinung nach ist ein solches Projekt ein Sinnbild dafür, welche Möglichkeiten kulturelle Bildung für die Demokratiestärkung bietet: Wir setzen uns nicht nur mit der Musik auseinander, sondern beschäftigen uns auch inhaltlich mit dem Thema “Alltagsrassismus”. Und hier wird besonders schnell deutlich: Ja, Rassismus existiert und wir alle haben den Auftrag, im Alltag dagegen zu wirken, zu kommunizieren und uns offen über alles auszutauschen, ohne “Gegen-Hass” zu erzeugen. Ein Song, der genau dies aussagt, setzt ein starkes Zeichen und lässt auch die Zuhörer*innen zum Nachdenken anregen.

4. Was begeistert dich an deiner Arbeit in Rap- und Musikworkshops mit Kindern und Jugendlichen am meisten?

Die Ehrlichkeit. Das Strahlen in den Augen der Kinder, wenn sie sich selbst aufnehmen mit ihren ganz eigenen Liedern und sich dabei selbst verwirklichen.

Ich bin unglaublich stolz, die Entwicklung der Kinder zu sehen. Häufig höre ich von Erzieher*innen oder Eltern: “Damit haben wir nicht gerechnet, das Kind traut sich sonst gar nichts” . Auch das macht mich unglaublich glücklich, weil ich sehe, was Musik alles bewirken kann. In der Schule erlebe ich ein ähnliches Verhalten, wenn Lehrer*innen mir sagen “Auf den/die musst du besonders achten”, das sind dann meistens die Jugendlichen die am besten mitarbeiten, weil sie endlich einen kreativen Output in der Schule bekommen.

5. Wie ist dein Angebot für Schulen, Kitas und soziale Einrichtungen entstanden?

Ich habe unglaublich gerne Menschen um mich und ich liebe die Musik. Der Zugang zur Musik ist heute ein ganz anderer, der mich selbst immer wieder vor neue Herausforderungen stellt und das macht mir unglaublich viel Spaß.

Entstanden ist es wirklich “im ganz Kleinen”, als man mich fragte, ob ich meine Musik nicht auch mal mit Jugendlichen teilen möchte und “mal” einen Workshop machen möchte. Damals habe ich mich für jeden einzelnen Workshop 4 Tage vorbereitet, hahaha. Heute lasse ich auch immer ganz viel “passieren”, denn nichts ist planbar und das Beste geschieht sowieso, wenn man nicht damit rechnet.
Mittlerweile betreue ich fast jeden einzelnen Tag eine Bildungseinreichung, gebe Workshops an kulturellen Einrichtungen, Jugendzentren, Kliniken oder Teambuilding-Maßnahmen für Unternehmen – und ich bin mehr als dankbar für das alles!


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