Kulturelle Schulentwicklung

Immer mehr Schulen in Nordrhein-Westfalen machen kulturelle Bildung zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit. In Kooperation mit außerschulischen Kulturpartnern entwickeln sie vielfältige künstlerisch-kulturelle Angebote für ihre Schüler*innen und schlagen neue Wege ein hin zu einer ganzheitlichen Lernkultur. Kulturelle Bildung wird dabei zu einem zentralen Prinzip der Schulentwicklung mit dem Ziel, allen Schüler*innen einer Schule  in der Schullaufbahn aktive und rezeptive Möglichkeiten der Teilhabe an allen Sparten der kulturellen Bildung verlässlich zu ermöglichen.

Dazu werden verschiedene Formate gewählt, wie z. B. Angebote im AG-Bereich oder Angebote an Projekttagen oder Projektwochen, die zum Teil in Kooperation mit außerschulischen Kunst- und Kultureinrichtungen bzw. mit Künstlerinnen und Künstlern durchgeführt werden.

Schulentwicklung bewegt sich in einem Systemzusammenhang von Unterrichtsentwicklung, Organisationsentwicklung und Personalentwicklung. Diese drei Entwicklungsfelder sind auch bei der kulturellen Schulentwicklung im Fokus.

Kulturelle Bildung in der Schule

Kulturelle Bildung ist wesentlicher Bestandteil der Allgemeinbildung. Kulturelle Bildung gehört zum Kern schulischer Bildungs- und Erziehungsarbeit, da sie vielfältige Möglichkeiten und Potenziale bietet, den Bildungsprozess und die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen positiv zu beeinflussen. Immer mehr Schulen binden kulturelle Bildung daher verstärkt in ihre pädagogische Arbeit ein und entwickeln einen kulturellen Schwerpunkt. Kulturelle Bildung wird mehr und mehr zu einer Querschnittsaufgabe in der Schule.

Grundlagen

Was ist kulturelle Bildung?

Kulturelle Bildung ...     

... umfasst die vielfältigen ästhetisch-künstlerischen Zugangsweisen zur Welt.

... eröffnet Kindern und Jugendlichen Zugänge zu Kunst und Kultur.

... ist unverzichtbar für die Persönlichkeitsentwicklung.

... ist Teil der Allgemeinbildung.

... vermittelt ästhetische, künstlerische und fachübergreifende Kompetenzen.

... ermöglicht kreative und individuelle Lernwege.


Die Deutsche UNESCO-Kommission definiert kulturelle Bildung wie folgt:

»Kulturelle Bildung schafft Zugänge zu Kunst und Kultur und ermöglicht eine Auseinandersetzung mit kulturellem Erbe, kultureller Identität und kultureller Vielfalt. Sie ist ein Schlüsselfaktor für kulturelle und gesellschaftliche Teilhabe und Integration, aber auch für eine kritische Auseinandersetzung mit den Herausforderungen und Konflikten unserer Welt.«

Quelle: Deutsche UNESCO-Kommission

Kulturelle Bildung hat Tradition

In der Schule spielen kulturelle Bildungsangebote seit jeher eine bedeutende Rolle:

  • Schulkonzerte, Theaterabende und Kunstaustellungen sind feste Bestandteile des Schullebens.
  • Vor allem in den künstlerischen Fächern wird kulturelle Bildung praktiziert. Hierzu gehören in Nordrhein-Westfalen der Kunst-, Musik-, Textil- und Literaturunterricht sowie wie der Lernbereich "Darstellen & Gestalten" an Gesamtschulen.
  • Auch in den geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen Fächern sowie im Sprachunterricht findet kulturelle Bildung statt.
  • Angebote kultureller Bildung gibt es in der Schule traditionell auch außerhalb des Unterrichts, z. B. in Arbeitsgemeinschaften, bei Besuchen in Konzerthäusern, Theatern und Museen oder durch die Teilnahme an Wettbewerben.

Kulturelle Bildung als Schwerpunkt einer Schule

Immer mehr Schulen machen kulturelle Bildung zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit: Sie bauen ihre künstlerisch-kulturellen Bildungsangebote konsequent aus und nutzen die inhaltlichen und  methodischen Möglichkeiten kultureller Bildung. Im Fachunterricht dieser Schulen kommen Methoden der kulturellen Bildung wie die bildnerische, mediale oder szenische Umsetzung und Bearbeitung von Unterrichtsinhalten zur Anwendung - auch im Mathematikunterricht und in den naturwissenschaftlichen Fächern.

Die Kooperation mit Kulturpartnern bietet Schulen vielfältige Möglichkeiten für ihre pädagoschen Arbeit und deren Weiterentwicklung. Schulen mit kulturellem Schwerpunkt öffnen sich in die Bildungslandschaft vor Ort und kooperieren in Bildungsnetzwerken eng mit außerschulischen Partnern aus den Bereichen Kunst und Kultur. So erschließen sie ihren Schüler*innen neue, spannende Zugänge zu vielen Themen und ermöglichen kreative und individuelle Lernwege.

Kooperationen mit Kulturpartnern

Die nachhaltige Zusammenarbeit mit Partnern aus Kunst und Kultur eröffnet Schulen vielfältige Perspektiven:

  • Das Schulleben wird bereichert und die Identität der Schule in regionalen Bildungsnetzwerken gestärkt.
  • Künstler*innen vermitteln spezifische künstlerische und ästhetische Kompetenzen, die den schulischen Kompetenzerwerb in vielfältiger Weise ergänzen.
  • Künstlerisch-kulturelle Projekte schaffen Möglichkeiten, in einer vertiefenden Auseinandersetzung mit den verschiedenen Kunst- und Kulturformen alters- und fächerübergreifende Themen aufzugreifen.
  • Künstlerisch-kulturelle Projekte öffnen Zugänge zu Kunst und Kultur auch den Kindern und Jugendlichen an, die außerhalb der Schule kaum gelegenheit dazu haben.

Die Einrichtungen kultureller Bildung können mit ihren kulturpädagogischen Erfahrungen zentrale Partner der Schulen sein:

  • Künstler*innen
  • Museen, Kindermuseen
  • Archive
  • Bibliotheken
  • Literaturbüros
  • Jugendkunstschulen
  • Jugend(kultur)zentren
  • Soziokulturelle Zentren
  • Theater, Theaterpädagogische Zentren, Figurentheater
  • Tanzcompagnien, Tanztheater
  • Musikschulen
  • Volkshochschulen
  • Medienzentren
  • Kinder- und Jugendzirkus
  • Landesarbeitsgemeinschaften
  • ...

Wirkungen kultureller Bildung

In den letzten Jahren sind mehrere Studien erschienen, die die positiven Effekte von kultureller Bildung und künstlerischer Bildung belegen. Eine der bekanntesten ist die Studie "The Wow-Factor" von Anne Bamford (University of the Arts London). Die von der UNESCO in Auftrag gegebene Studie erschien im Jahr 2006. Die Studie belegt die fundamentale Bedeutung von künstlerischer Bildung für Kinder und Jugendliche auf der Grundlage empirischer Daten aus mehr als 40 Ländern.

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie "Der Wow-Faktor" von Anne Bamford:

Künstlerische Bildung führt ...

... zu verbesserten Bildungsabschlüssen.

... zur Verbesserung der schulischen Leistung.

... zur Erhöhung der Lese- und Rechtschreibfähigkeit.

... zu verbessertem Sprachenlernen.

.... zu einer verbesserten Wahrnehmung.

... zur verbesserten analytischen Einschätzung des Lernvorgangs.

... zu einer verringerten Abbrecherquote.

... zu einer erhöhten Zusammenarbeit der Schüler*innen,

... zu verbessertem Sozialverhalten,

... zu besseren Ergebnissen bei Problemlösung, Planung, Organisation, Kommunikation und Zusammenarbeit.

Anne Bamford:
Der Wow-Faktor. Eine weltweite Analyse der Qualität künstlerischer Bildung.
Münster/New York/München/Berlin: Waxmann, 2010. 224 Seiten
ISBN 978-3-8309-2265-0

Der Wow-Faktor

Weitere Studien:

Gesetzliche Vorgaben

Gesetzliche Vorgaben und fachliche Grundlagen bilden den Ausgangspunkt für die Vermittlung kultureller Bildung in der Schule.

Empfehlung der KMK zur kulturellen Kinder- und Jugendbildung

Die Empfehlung der Kultusministerkonferenz bildet die Basis der Weiterentwicklung kultureller Bildung in der Schule. Sie wendet sich an alle Bundesländer und bietet daher auch den Schulen in Nordrhein-Westfalen die rahmenden Grundlagen für ihre Aktivitäten im Bereich der kulturellen Bildung.

Empfehlung der KMK


Schulgesetz Nordrhein-Westfalen

Das Schulgesetz bildet die Basis des Bildungsauftrags von Schule. Es legt fest, unter welchen Bedingungen, mit welchen Rechten und Pflichten und mit welchen Zielen an Schulen in Nordrhein-Westfalen gelehrt und gelernt wird.

Schulgesetz NRW


Curriculare Vorgaben - Lehrplannavigator NRW

Schulen können ihr künstlerisch-kulturelles Angebot durch nachhaltige Kooperationen mit Kulturpartnern erweitern und kulturelle Bildung zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit machen. Dabei sind sie verpflichtet, die bundesweit vorgegebenen Bildungsstandards und die darauf basierenden nordrhein-westfälischen Kernlehrpläne umzusetzen. Im Lehrplannavigator findet man die Kernlehrpläne für die Grundschule, die Sekundarstufe I, die Sekundarstufe II und die Abendrealschule - zusätzlich auch in einer für das Internet aufbereiteten Fassung, die auch eine gezielte Recherche unterstützt.

Lehrplannavigator NRW

Kooperationen mit Kulturpartnern und die Einbeziehung außerschulischer Lernorte sollten auch in den schulinternen Lehrplänen einer Schule verankert werden.

Als Beispiel hierfür sei das Hittorf-Gymnasium Recklinghausen genannt. Die Schule praktiziert eine nachhaltige Bildungspartnerschaft mit dem LWL-Industriemuseum. Im Rahmen dieser Partnerschft haben die Schüler*innen des Gymnasiums die Möglichkeit, aufsteigend ab dem Neigungsfach der Stufe 7 bis zur Qualifikationsphase ein durchgehendes Kulturprofil zu bilden.

Hittorf-Gymnasium Recklinghausen

Als weiteres Beispiel sei der schulinterne Lehrplan zum Fach Geschichte / Politik einer (fiktiven) Hauptschule auf dem Lehrplannavigator NRW genannt. Dort werden zu den einzelnen (konkretisierten) Unterrichtsvorhaben jeweils besondere Lernorte und außerschulische Partner benannt (S. 20 ff.).

Beispiel für einen schulinternen Lehrplan zum Kernlehrplan für die Hauptschule: Geschichte / Politik

 

Referenzrahmen Schulqualität NRW

Der Referenzrahmen Schulqualität NRW hat zum Ziel, Qualitätsaussagen zusammenzustellen und transparent zu machen, die zeigen, was unter einer "guten Schule" und "gutem Unterricht" verstanden wird. Ein Online-Unterstützungsportal bietet Materialien und Informationen zur Schul- und Unterrichtsentwicklung auf der Grundlage des Referenzrahmens. Über die Schlagwortsuche (Schlagwort: kulturelle Bildung) ist auch eine Zusammenstellung von Materialien zur kulturellen Bildung erreichbar.

Referenzrahmen: Online-Unterstützungsportal

Anette Drescher
Leiterin der Gemeinschaftsschule Langenberg

»Toleranz und Rücksichtnahme sind wesentliche Grundlagen des Zusammenlebens in unserer Schule. Künstlerische Projekte mit außer­schulischen Partnern tragen dazu bei, im kreativen Prozess die Stärken der Kinder hervorzuheben. Dabei kann jedes Kind seine ganz persönlichen Talente entdecken und gleichzeitig erleben, wie aus vielen einzigartigen Talenten ein gemein­sames Ganzes wird. Dann wächst der Respekt vor dem Anderen. Das ist unser Weg hin zu einer inklusiven Schule, den wir jeden Tag aufs Neue entdecken und gehen müssen.«